Das eingeschossige Steinhaus hat eine quadratische Grundfläche. Betritt man die Schule, steht man zunächst in einem Vorraum. Eine hölzerne Bank, über der Garderobenhaken auf Kinderhöhe angebracht sind, sowie die auf der gegenüberliegenden Seite aufgestellten Spinde lassen Umkleideatmosphäre aufkommen. Eine Tür führt in den Klassenraum. Da nur wenige Kinder in Atempo leben und darüber hinaus einige Eltern ihr Sprösslinge schon mit acht Jahren ins Internat schicken, werden in der Schule Vorschulkinder von vier bis acht Jahren und die Grundschulkinder von acht bis zwölf Jahren vormittags gemeinsam und zusätzlich nach einer großzügigen Mittagspause die Grundschulkinder noch einmal gesondert am Nachmittag unterrichtet.
Der große Raum ist hell gestrichen. Basteleien und Kinderbilder bilden eine bunte Dauerausstellung zwischen den Fenstern, die gegen die direkte Sonne durch farbige Rollos geschützt werden können. Auf der fensterlosen Wand zur Rechten sind die Tafel und eine Leinwand für Projektionen angebracht, davor steht der Schreibtisch der Lehrkraft. Einzelpulte und Stühle schließlich bieten den Schülerinnen und Schülern Platz zum Lernen. Damit ist der Raum nur zu etwa einem Drittel belegt.
Im hinteren Bereich des Raumes sind Regale mit Lern- und Spielmaterialien aufgestellt. Hier stapeln auch die Stühle, die für Versammlungen in mehreren Reihen statt der Schülerpulte aufgestelllt werden können.
Abgesehen von der Tür zum Vorraum gibt es zwei weitere Türen auf derselben Wand. Die mittlere führt in einen Lagerraum, der nur ein schmales Fenster hat. Neben den Schränken mit Sportmaterialien stehen hier auch ein internetfähiger Computer, ein Satellitentelefon und ein Aktenschrank, indem sich Verwaltungsunterlagen und wichtige Papiere befinden, die das gesamte Dorf betreffen (z.B. die Rechnungen für die Telefongesellschaft oder das Buch, in das eingetragen wird, welche Zahlungen an wen geleistet wurden, damit Atempo überhaupt existieren kann).
Die letzte Tür führt in einen Waschraum, der zwei Toilettenkabinen und zwei Waschbecken beherbergt (jeweils eins in Kinder- und eines in Erwachsenenhöhe) sowe einen Wickeltisch.
Einen Schulhof hat die Schule nicht; direkt vor der Tür liegt der Dorfplatz, auf dem die Kinder spielen können.
Als Lehrerin an einem Samstag in der Schule. Ohne Kinder... Mara fragte sich, ob das wohl jemand merkwürdig fand. Wahrscheinlich nicht, denn sie war von Zeit zu Zeit auch am Wochenende mal hier. Sei es um schon mal ein Tafelbild für den Montagmorgen vorzubereiten oder um noch Arbeiten zu korrigieren. Denn obwohl sie in einem kleinen Dorf im Nirgendwo lebten, hatte Mara es strikt beibehalten, Privates und Arbeit zu trennen. Na ja, abgesehen davon, dass sie sich hier und heute mit Eloy verabredet hatte. Mitten im Dorf. Am Dorfplatz. Sie war sich nicht sicher, ob das so eine gute Idee war, aber es war ja noch sehr früh. Und Wochenende. Also wenn er bald hier war, müsste er noch ungesehen ins Gebäude kommen. Und wenn nicht? Diese kleine skeptische Stimme in ihrem Kopf war nie wirklich still zu bekommen. Mara beschloss einfach, sich darum Gedanken zu machen, wenn es akut wäre. Jetzt wollte sie sich einfach nur auf ein paar gemeinsame Stunden mit Eloy freuen. Und wenn man ehrlich war, dann war doch dieser Hauch von Gefahr auch genau das, was das Ganze so besonders machte. Grinsend widmete sie sich erstmal wieder den - alibimäßig - bereitgelegten Arbeiten der Kinder und versuchte sich auf deren Korrektur zu konzentrieren.
Der Computer! Richtig, das hatte er schon fast wieder vergessen. Er hatte ja sagen wollen, dass er was am Computer nachsehen wollte. Irgendeine Angelrute im Internet suchen, falls die Verbindung stand. Nein, dieser Treffpunkt musste etwas Einmaliges bleiben, da starb er ja fast vor Nervosität! Zum Glück war die Tür der Schule nie verschlossen, und Eloy vertat keine Zeit mit einem Klopfen, sondern öffente die Tür - gerade rechtzeitig erinnerte er sich daran, dass er sie weiter als einen Spalt öffnen konnte und sich nur verdächtig machte, wenn er sich wie ein Dieb hineingeschlichen hätte, auch wenn der Dorfplatz noch leer gewesen war. Er schloss die Tür hinter sich und ging durch den kleinen Vorraum aufs Klassenzimmer zu. "Mara?", rief er leise.
Anstatt sich auf die Arbeiten zu konzentrieren, schweiften ihre Gedanken immer wieder zu Eloy ab. Sich mit ihm in einem Gebäude zu treffen, das nahezu ständig für alle Dorfbewohner offenstand, war wirklich nicht die schlaueste Idee gewesen, die sie jemals hatten, aber ihre Begegnungen mussten so oft wie möglich zufällig scheinen. Und dass sie hier war, um heute die Arbeiten der Kinder zu korrigieren, während er den Computer nutzen wollte - das konnte doch wirklich Zufall sein, oder etwa nicht?
Als sie ihren Namen hörte, blickte Mara von den Blättern auf ihrem Schreibtisch auf. "Im Klassenzimmer." Viele andere Möglichkeiten, wo sie sein konnte, gab es ja auch gar nicht. Sie lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete lächelnd darauf, dass Eloy durch die Zimmertür trat. Die Arbeiten der Kinder ließ sie so liegen, doch ob sie sich heute nochmal darum kümmern würde, wusste sie nicht.
Er lächelte, schon ehe er die Tür öffnete und sie sehen konnte. Ihre Stimme löste ein Gefühl in ihm aus, das er aus seiner Ehe nicht gekannt hatte - weder vor noch nach der Geburt seiner Tochter. Und wenn er dann auch noch ihr Gesicht sah, so wie jetzt im Augenblick, kam er sich fast kitschig vor. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte vor ihr auf den Boden fallen und ihr die Hände küssen wollen, diese wunderschönen, sanften Hände. Statt dessen trat er näher und verfluchte die Fenster, die so viel helles Licht in den Raum ließen. Zwar waren einige der Rollos heruntergezogen, aber würde man durch sie hindurch Schatten erkennen können? "Guten Morgen", sagte er leise und blickte sich um, als erwartete er, dass ihre Schüler sich unter den Pulten verborgen hielten. Ein paar rasche Schritte, und er stand vor Mara, streckte zögernd die Hand aus und berührte sanft ihre Wange. "Ich hatte schon befürchtet, ich wäre zu spät."
Der Blick, den Eloy verstohlen durch den Raum sandte - so als erwartete er irgendwo noch eine andere Person - entging Mara nicht. Sie hatte sich ja selbst eben noch gefragt, ob dieser Treffpunkt eigentlich so clever gewählt war. Sie schmunzelte und erhob sich in einer fließenden Bewegung von ihrem Stuhl um ihm entgegen zu gehen. "Guten Morgen."
Lächelnd blickte sie zu ihm auf und legte ihre Hand auf die seine, als er ihre Wange berührte. Sie nahm sie sanft in ihre und drückte einen zarten Kuss in seine Handfläche. "Keine Angst. Du bist nicht zu spät." Sie grinste verschmitzt "Der Computer steht ganz zu deiner Verfügung."
Noch immer spürte er ein angenehmes Kribbeln, wenn er Mara berührte, das sich von seinen Fingerspitzen über seinen Arm bis hinauf in seinen Nacken zog und dann einen warmen Stoß quer durch seine Brust und seinen Bauch in seine Lenden schickte. Hätte er sich nur damals gegen seine eigene Ehe gewehrt, wäre sie nicht verheiratet.. das Leben könnte so einfach sein. Er sparte seinen Atem und beugte sich lächelnd vor, suchte ihre Lippen mit seinen und küsste sie, statt mit Worten Zeit zu verschwenden. Seine freie Hand fand ihren Weg zu Maras Hüfte, und er zog sie enger, während sein Herzschlag sich beschleunigte.
Der Gedanke, was wohl wäre wenn jetzt jemand hereinplatzen würde, kam ihr kurz, doch Eloys Lippen verdrängten ihn rasch. Er fühlte sich so gut an, so warm und er roch toll. Nach Salzwasser und Sonne. Sie hatte sich schon mehr als einmal gewünscht, einfach mit ihm Hand in Hand durchs Dorf spazieren zu können und ihn mitten auf dem Dorfplatz zu küssen, doch wenn sie keine unnötigen Probleme mit Lucio haben wollte, würde das nur ein Wunschtraum bleiben. Lucio... Die Person, die sie jetzt am wenigsten in ihren Gedanken gebrauchen konnte.
Mara wand sich sanft aus Eloys Griff und unterbrach den Kuss, hielt aber seine Hand weiter fest. "Wir sollten wenigstens ins Computerzimmer gehen, wenn wir den Leuten weißmachen wollen, dass du deshalb hier bist." Schließlich könnte tatsächlich jederzeit jemand hereinschneien und in dem Raum mit dem PC waren auch Unterlagen, die sich Mara alibimäßig schnappen könnte.... Sie war gerne auf alle Eventualitäten vorbereitet und machte einen Schritt in Richtung des anderen Raums - der noch dazu weniger Fenster hatte als das Klassenzimmer - ohne Eloy aus den Augen zu lassen oder die Berührung zu unterbrechen.
Obwohl er wusste, dass sie recht hatte, stöhnte Eloy enttäuscht auf. "Manchmal ist Atempo einfach zu klein", murmelte er widerwillig, während er ihre Hand fester griff und Mara in Richtung des Computerzimmers folgte. Hatte er Miguel gegenüber wirklich nicht daran gedacht, dass das etwas war, was er in Atempo vermisste: ein wenig Anonymität? In San Palabra kannten sich viele vom Sehen, und er war sicher, dass seine Frau darüber informiert gewesen war, wohin er ging, wenn seine Ausflüge ihn ins Bordell trieben. Aber es hatte nur wenig Auswirkungen auf seine Praxis und sein Privatleben gehabt, auch wenn er sogar da Missbilligung oder Tadel in den Mienen einiger Menschen gelesen hatte. In Primera hätte es niemanden interessiert, solange es nicht gerade die eigene Frau oder Freundin war, die ein anderer für ein wenig zärtliche Unterhaltung besuchte. Aber hier? Es wäre ein Spießrutenlaufen unter den Augen der anderen. Kaum hatte er hinter Mara den kleinen Raum betreten, in dem der Computer, der Aktenschrank und ein diffuses Licht auf sie warteten, schob er die Tür hinter sich zu. Durch das kleine Fenster drang um diese Tageszeit nur wenig Sonne, und für einen Moment fühlte sich Eloy fast beschämt. Der Ehebruch im Bordell, das war eine Sache. Aber Mara war selbst eine verheiratete Frau - doch was nützte das gegen seine Gefühle? "Müssen wir den Computer auch anmachen?", murmelte er rau und wollte Mara wieder näher ziehen, um ihre Körperwärme zu spüren, die noch das beste Argument gegen alle Schuldgefühle war.
Warum war das Leben nur so kompliziert? Warum hatte sie Eloy nicht kennengelernt, bevor sie Lucio geheiratet hatte oder er seine Frau? Warum trafen sie sich ausgerechnet hier, in Atempo, wo jeder jeden kannte und es nur eine beschränkte Auswahl an Tratschthemen gab auf deren Liste sie sicherlich ganz oben landen würden, wenn jemand das hier rausfände?
Sie verdrängte diese Gedanken - nicht zum ersten Mal - und schloss die Augen, als er sie wieder an sich heranzog. Mit der freien Hand tastete sie nach dem Einschalter des PCs, den sie nach kurzem Herumtatschen am Rechner auch fand. "Erledigt." murmelte sie zwischen zwei Küssen, bevor sie sich auf den Schreibtisch setzte und Eloy zwischen ihre Beine zog, ihre Beine um ihn geschlungen und ihre Hände über seinen Rücken streichend. "Was suchtest du nochmal?" Sie fragte es grinsend, denn sie war sich selbst nicht sicher, ob sie über den PC sprach.
"Bestimmt war es etwas Wichtiges", murmelte er zurück, während er sich mit einer Hand auf die Tischplatte stützte und die andere an Maras Rückgrat legte. "Ich kann mir nur gerade nicht daran erinnern." Er lächelte und küsste sie erneut. Vielleicht hätten sie sich wie üblich außerhalb des Dorfes treffen sollen, aber andauernd Gründe zu erfinden, warum man erfolglos hinausfuhr oder einen Spaziergang machte, zu dem einen niemand begleiten durfte.. Eloy vermutete zwar, dass er nach mehr Ausreden und verschleiernden Erklärungen suchte, als die anderen Dorfbewohner je bedurft hätten, aber konnte er sicher sein? Sie mochten in ihm immer noch einen Gast sehen, auch wenn er den Großteil des Jahres hier verbrachte, aber er fühlte sich hier zuhause und wollte es nicht verlieren. Ganz zu schweigen davon, dass er Maras Stellung nicht gefährden wollte! "Hast du", er nahm die Hand vom Schreibtisch und schob stattdessen den Rock an ihrem Oberschenkel etwas höher, "vielleicht einen Vorschlag, was ich suchen könnte?"
"Bestimmt." Sie nickte und legte ihre Stirn gegen seine, weil sie nach unten schauen musste, um sein Hemd aus der Hose zu ziehen und sich an den ersten Knöpfen zu schaffen zu machen. Sie lächelte und küsste ihn erneut, während ihre Hände sich von Knopf zu Knopf arbeiteten und er weitersprach. "Einen Vorschlag? Wie wäre es mit Glücksseeligkeit?" Ihre Füße verstärkten ihre Umklammerung, um ihn noch etwas fester gegen sie zu pressen. Schließlich hatten sie schon seit einiger Zeit kein solches Treffen mehr gehabt. Mara sehnte sich nach seiner warmen Haut auf ihrer. So war es ihr schon seit langer Zeit nicht mehr mit einem Mann gegangen. Schon seit die erste Verliebtheit zwischen Lucio und ihr abgeebbt war - und das war tatsächlich schon eine Weile her. "Ich bin mir sicher, du findest sie auch." Ein weiterer leidenschaftlicher Kuss. "Mit meiner Hilfe."
Glückseligkeit.. Eloy lächelte weich, während sein Zeigefinger über die bloße Haut ihres Oberschenkels glitt. "Die habe ich schon gefunden, Mara." Er wusste nicht, ob es wirklich klug war, sich hier mit ihr zu treffen, ob ein surrender Monitor, über den der Bildschirmschoner hüpfte, ausreichen würde, um davon abzulenken, dass sie Kleider abgelegt und sich eng umschlungen hatten, oder davon, dass sie in diesem Raum ihren Geruch hinterlassen würden. Nun, bei letzterem würde der staubige Aktenduft hoffentlich genügen, sämtliche Spuren durch ein wenig Lüften zu vertreiben. Er verschob das Reden auf später, machte sich stattdessen auf die Suche nach der Berührung ihrer Haut, nach dem Geschmack ihres Schweißes und der Nähe ihres Körpers an seinem. Irgendwann, schwor er sich, während er Mara gierig zu küssen begann, irgendwann wollte er morgens neben ihr aufwachen, in ihrem oder in seinem Bett. Irgendwann wollte er sie behalten.
Mara blickte ihm tief in die Augen, als er das sagte. Sie glaubte zu erröten, wusste es aufgrund eines fehlenden Spiegels aber nicht mit Sicherheit. Ihre Antwort war ein noch leidenschaftlicherer Kuss, als die Vorangegangenen. Gefolgt von einem spielerischen Biss in seine Unterlippe.
Als sie mit dem Hemd fertig war, machte sie sich – diesmal ohne hinzusehen – an seiner Hose zu schaffen. Auch wenn das mit seiner Haut auf ihrer nicht unbedingt klappen würde – schließlich würden sie schnell aus der kompromittierenden Stellung herausmüssen, falls doch jemand kam – so würde sie sich ihm doch gleich auch körperlich wieder ganz nah fühlen.